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EIN DREIFACHES
HUH!
3. HALBZEIT
Huh! Sind wir nicht alle ein bisschen Waltersson oder
Birkirsdöttir geworden in diesem Sommer? Island
dur e das exotische Element an einer EURO einbrin-
gen, das wir sonst vor allem von den Weltmeister-
scha en kennen. Bei 24 Mannscha en gibt es viele
Spiele, die einem nicht mehr vom Hocker reissen,
da verlagert sich das Geschehen doch schnell ein-
mal auf die Nebenschauplätze. Plötzlich wissen wir
alle, dass Island nur 300 000 Bewohner hat,
von denen 10 Prozent zur EM-Endrunde
nach Frankreich gereist sind, und die
übrigen 270 000 bis auf ein paar
Dutzend zu Hause den Fernseher
eingeschaltet haben, um die Hel-
dentaten von Hannes Halldors-
son, Birkir und Elmar Bjarnason
und natürlich Kolbeinn Sigthors-
son zu bewundern. Uns hat das
durchaus gefallen, da wir als
Schweizer ja in der Regel auch
als Aussenseiter antreten und
uns wünschen würden, dass uns
die Herzen auch so zufallen wie
den kühlen Wikingern und ihren
Vulkanen. Stattdessen müssen
wir wieder nach einem Penalty-
schiessen vom Platz schleichen
und erhalten zum Trost nicht ein-
mal das schönste Tor der EURO,
weil die Ungarn in dieser unsägli-
chen Online-Abstimmung die UE-
FA-Seite geflutet haben. Puuhhh!
Huh! Und dann haben sich die Fran-
zosen noch unverfroren diesen kollektiven Urschrei
geklaut. Geschieht ihnen ganz recht, dass der Fuss-
ballgott dann den Portugiesen den Titel schenkte.
Und die UEFA-Techniker das Online-Voting der Ungarn
wieder bodigten und doch Xherdan Shaqiris wunder-
baren Fallrückzieher, Seitfallrückzieher, Scherenschlag,
Volley, Halbvolley – oder wie immer wir diesen wunder-
baren Schuss nennen wollen – zum schönsten Tor des
Turniers bestimmten. Es gibt eben noch Gerechtigkeit
im Fussball. Huh!
Die EURO war eine persönliche logistische Herausfor-
derung in diesem Jahr, ist sie doch ausgerechnet mit
den Basler-Cup-Finals in Sissach zusammengefallen.
Das hiess dann: 550 Kilometer von Paris nach Sis-
sach am Freitag, 700 Kilometer von Sissach nach Lille
am Sonntag, 700 Kilometer von Lille nach Sissach am
Montag. Da war der kleine Abstecher nach Saint-Eti-
enne ein Katzensprung dagegen. Aber eben. Wieder
das zu frühe Ende. Warum bloss hielt dieser pol-
nische Torhüter Lukasz Fabianski den Kop all
unseres Eren Derdiyok? Warum verschoss
ausgerechnet unser Granit Xhaka den
Penalty? Huch, war das schwer verdau-
lich. Der Skeptiker sagt, wir sind keine
K.o.-Typen, haben seit 1938 nie mehr ein
Ausscheidungsspiel gewonnen,
der Optimist sagt, wir haben
diesmal schon vier von fünf
Penaltys verwandelt, das
ist besser als keinen von
drei. Vorüber wars trotz-
dem und wir ho en nun
auf Portugal, den Euro-
pameister, den wir am 6.
September im Joggeli zum
Au akt in die WM-Quali-
fikation empfangen dürfen.
Spiele nach solchen Erfolgen sind
für gewöhnlich für den Titelträger nicht
ganz einfach, man erinnert sich nur, wie
holprig Deutschland nach dem WM-Tri-
umph 2014 in die Qualifikation zur
EURO 2016 gestartet war. Puuhhh!
Aber egal. Bis zum nächsten Grossanlass dauert es
noch. Und wir konzentrieren uns wieder auf die Regi-
on. Bereits geht der neue Nepple Basler Cup los, dann
die Meisterscha . Das ist das wahre Leben. Huh!
Daniel Schaub
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