Fussball NWS - page 6

6
ENTWICKLUNG
Die Problematik liegt darin, dass oft die Zeit für eine
fundierte Evaluation fehlt. Dabei wäre genau diese
Zeit wichtig, um ein exaktes Profil und daraus fol-
gend eine Shortlist erstellen zu können. Es gibt in
der Region kein Gefäss
von 100 Trainern, zumal
gerade im ambitionierte-
ren Bereich auch das Dip-
lom als Vorgabe eine Rolle
spielt. Umso wichtiger ist
es für einen Club, zu wis-
sen, was man will und was
einem Club an seinem
künftigen Trainer wichtig ist. Es ist eine schwierige
Herausforderung, jene Übereinstimmung zu finden,
die man sich wünscht. Aber es lohnt sich in jedem
Fall, sich diese Zeit zu nehmen.
Welches Modell ist vielversprechender – einen
Trainer aus den eigenen Reihen zu wählen, den
man gut einschätzen kann, oder einen Übungs-
leiter von aussen, der unbelastet an die Sache
herangehen kann?
Beide Varianten bringen Vor- und Nachteile mit sich.
Ein aussenstehender Trainer hat keine Vorgeschich-
te im Club, keine Affinitäten, er kann eher neue Rei-
ze setzen, die ein Team weiterbringen können. Das
kann wertvoll sein, birgt aber auch das Risiko, dass
man sich nicht so gut kennt und der Trainer viel-
leicht doch nicht so gut zu Team und Verein passt.
Fussball NWS: Alain Burger, was macht einen
guten Trainer im Amateurfussball aus?
Alain Burger:
Damit man in einem Verein nachhaltig
arbeiten kann, gilt es zuerst zu klären, wohin ich als
Trainer will, welche Ziele
der Club hat und welches
Potenzial im Verein liegt.
Dabei geht es nicht nur
um rein sportliche Fra-
gen, sondern durchaus
um die Charakteristik ei-
nes Clubs. Ist es ein Ver-
ein, bei welchem der
sportliche Erfolg nicht von zentraler Bedeutung ist
oder geht es um höhere Ambitionen? Wie erfolgt die
Spielerauswahl, wird auf den eigenen Nachwuchs
gesetzt oder werden Spieler mit anderen Faktoren
evaluiert und eingesetzt? Das sind alles Fragen, die
es in der Trainer- und Vereinsevaluation zu klären
gilt. Nur wer seinen Club richtig identifiziert, kann
auch nachhaltig arbeiten. Darauf aufbauend gibt es
natürlich die klassischen Aspekte wie die Fach- und
vor allem die Sozialkompetenz. Ein Trainer muss
fordern und fördern, er muss gerne mit Menschen
arbeiten und Freude vermitteln können, damit die
Spieler ohne auferlegte Druckmittel ihrem Hobby
nachgehen.
Wie und wo findet ein Verein seinen idealen
Trainer?
Die vergangene Winterpause war von einer seltenen
Dichte an Trainerwechseln bei regionalen Vereinen Clubs
geprägt. Alain Burger, Technischer Leiter beim Fussball-
verband Nordwestschweiz und ehemaliger Trainer des
SC Binningen in der 2. Liga interregional, äussert sich
im Interview zur Rolle der Amateurtrainer.
Interview: Daniel Schaub
Die Wichtigkeit der
EVALUATION
Wir rücken in der
Trainerausbildung
die Sozialkompetenz seit
letztem Jahr verstärkt in
den Fokus.»
«
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...36
Powered by FlippingBook