Fussball NWS - page 8

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ENTWICKLUNG
Drei regionale Trainer äussern sich
Fussball NWS hat drei verschiedene Trainerpersön-
lichkeiten aus der Region zu den vielen Wechseln in
der Winterpause befragt.
Sandro Kamber
Der 43-jährige Sandro Kamber trainierte in der
Region den SV Sissach, FC Rheinfelden, FC Pratteln,
FC Liestal, SV Muttenz und ist seit der Winterpause
Trainer des SC Dornach in der 2. Liga interregional.
Er war zwischenzeitlich auch im Nachwuchs des FC
Solothurn und als Assistent in der U21 des FC Basel
1893 tätig.
«Im Amateurbereich herrscht aus meiner Sicht das
Motto 'Denken wie Amateure, handeln wie Profis.'
Die grossen Vereine machen es vor, es wird nicht
auf Kontinuität, sondern auf kurzfristige Planung
gesetzt. Oft ist es von aussen nicht nachvollziehbar,
warum sich ein Verein von einem Trainer trennt. Der
Trainer ist oft das schwächste Glied und ich wünschte
mir, er würde von den Vereinen verstärkt geschützt.
Die Spieler kommen und gehen, aber die Verantwort-
lichen der Vereine müssten erkennen, was ein Trainer
leistet, wie er sich akribisch vorbereitet und viel
investiert. Hier muss ein Dialog und eine Reflektion
zwischen Trainer und Vereinsführung stattfinden. Ich
suche die Kontinuität, habe etwa in Sissach dreiein-
halb Jahre gearbeitet, in Rheinfelden zweieinhalb. Ich
biete mich nirgendwo an. Nach der Trennung in Mut-
tenz wollte ich eigentlich eine Pause einlegen, doch
dann haben mich die
Fussballkompetenz
der Verantwortli-
chen in Dornach
und die Ambitionen
des Clubs über-
zeugt. Die Vereine
müssen in ihrer Be-
ziehung zum Trainer
umdenken, es ist
wichtig, dass ein
Trainer sich inner-
halb des Clubs auf
Augenhöhe austau-
schen kann und sich
verstanden fühlt.»
Die Verweildauer von Trainern wird gefühlt
immer kürzer, reduziert sich im extremen Fall
auf nicht einmal ein Jahr. Teilen Sie diesen
Eindruck und wo liegen die Gründe dafür?
Ich teile diesen Eindruck, ohne, dass ich dazu har-
te Fakten vorlegen könnte. Sicher ist es so, und
das sehe ich als Parallelität zum professionellen
Fussball, dass es auch im Amateurbereich immer
weniger lang möglich ist, ohne Druck zu arbeiten.
Alles muss schneller gehen und das gilt auch für
den Erfolg, was immer man darunter im Amateur-
fussball verstehen will. Und der Profibereich ist
sicherlich auch eine Art Vorspurer. Durch den
kommerziellen Druck ist die Abhängigkeit von
Erfolg und Misserfolg dort stärker geworden, was
sich selten positiv auf den Geduldsfaktor aus-
wirkt. Das hat zwangsläufig einen Einfluss auf den
Amateurfussball, der sportliche Erfolg steht auch
hier meistens über allen anderen Werten, die ein
Trainer für einen Verein einbringen kann. Und da
sind wir wieder bei der Wichtigkeit der Evaluation
und der Frage «Worum geht es uns und unserem
Trainer?». Einen weiteren, grossen Einfluss ha-
ben die Spieler. Oft haben Spieler einen derart
grossen Stellenwert im Verein, dass diese mitent-
scheidend für die Zukunft eines Trainers sind.
Die Trainertätigkeit hat sich stark verändert
in den vergangenen Jahren. Die klassische
Fachkompetenz wird mehr und mehr ab-
gelöst durch psychologische, menschliche,
erzieherische Faktoren. Welchen Einfluss hat
das auf die Trainerausbildung?
Einen grossen. Wir rücken in unserer regionalen
Trainerausbildung das Thema Sozialkompetenz
seit letztem Jahr verstärkt in den Fokus. Im Wan-
del der Zeit ist das Bewusstsein eines Trainers für
sein Verhalten und seine Rolle, fürs Coaching und
die Kommunikation immer wichtiger geworden.
Der Trainer hat heute die Aufgabe, durch sein
menschliches Vorbild die Voraussetzungen zu
schaffen, dass die Spieler ihn so wahrnehmen,
dass sie ihm folgen, auch in Fragen der Prinzipi-
en, der Philosophie, der Disziplin. Das ist letztlich
der Schlüssel zu jedem Erfolg. Und der muss ja
nicht in jedem Fall am Tabellenrang abzulesen
sein, sondern kann sich zum Beispiel auch durch
eine hohe Trainingspräsenz, Spielfreude, Einbin-
dung in den Verein oder durch geringe Fluktuati-
on im Kader bemerkbar machen.
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