Fussball NWS 3 - page 7

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noch in der 4. Liga gekickt. «Ich habe es als Spieler
selber als deprimierend erlebt, wenn wir zu fünft auf
der Bank sassen und von Anfang an wussten, dass
zwei von uns in die Röhre gucken werden», sagt
Tschudin.
Mehr Flexibilität
Dank der Regeländerung könne er nun auch in der 3.
Liga jedem aufgebotenen Spieler Einsatzzeit geben.
«Ich versuche, das, so gut es geht, durchzuziehen»,
sagt Tschudin. «Auch wenn das bei engen Spielen
vielleicht nicht immer möglich ist.» Noch konse-
quenter ist Marko Topic. In praktisch jeder Partie der
abgelaufenen Hinrunde hatte er die Spielerliste
komplett gefüllt – und dann auch alle sieben Ersatz-
spieler früher oder später aufs Feld geschickt. Als
ehemaliger Fussballprofi (u.a. Austria Wien, Energie
Cottbus, VfL Wolfsburg) findet er das System zwar
«komisch», aber nun, da er damit konfrontiert sei,
wolle er sich damit arrangieren und es umsetzen.
«Ich habe 26 Spieler im Kader, die meisten davon
kommen regelmässig ins Training. Mit den neuen
Wechselmöglichkeiten kann ich ihnen nicht mehr
erklären, warum ich sie 90 Minuten auf der Bank las-
se, sondern möchte jedem eine Chance geben», sagt
Topic. Dadurch verliere das Spiel möglicherweise an
Qualität, aber seine Spieler seien Amateure und
Fussball ihr Hobby, weshalb der sportliche Erfolg
nicht über allem stehe. Er habe sogar damit begon-
nen, jeweils vier Spielern bereits vor der Partie zu
sagen, dass sie je nur eine Halbzeit spielen werden,
zwei von Beginn an, zwei ab der Pause.
Schwieriger als für die Trainer sei die Situation oh-
nehin für die Schiedsrichter, findet Topic: «Wenn
man, wie wir das tun, viel wechselt, entsteht von der
gegnerischen Bank bei knappen Spielen Druck auf
den Schiri, dass er lange nachspielen lässt. Aber wie
lange soll er einen Match laufen lassen, wenn es im
Spiel zehn oder fünfzehn Wechsel gab? Das weiss
keiner und ist für den Schiri wirklich nicht einfach.»
«Wechselei bringt nichts»
Ebenfalls zum fleissigen Wechsler geworden ist
Giuseppe Stabile von Amicitia Riehen. Er gibt un­
umwunden zu, dass er in engen Partien in der
Schlussphase den einen oder anderen Spielertausch
mehr gemacht habe, um den Rhythmus des Gegners
zu stören. «Das wurde mir von Trainerkollegen auch
schon vorgeworfen», sagt Stabile. «Und ich verstehe
die Kritik, ich würde mich selber ärgern.» Aber als
Trainer sei es nun mal seine Aufgabe, das Beste für
sein Team herauszuholen. Und das freie Wechseln
sei ja explizit erlaubt. Trotzdem überlege er sich,
künftig auf taktische Spielereien zu verzichten.
Obschon auch er Vorteile erkennt, hält Stabile
grundsätzlich wenig vom neuen Regime. «Ich könn-
te damit leben, wenn vier oder fünf Wechsel erlaubt
wären, aber nicht dieses ständige Hin und Her.» Die
3. Liga sei zwar eine Hobby-Meisterschaft, aber eine
mit einem gewissen Niveau. Die Spieler würden in
der Regel zwei bis drei Mal in der Woche trainieren,
müssten also körperlich in der Lage sein, einen
Match über 90 Minuten zu bestreiten. «Für einen
Verein wie Amicitia, der Talente an höhere Aufgaben
heranführen will, bringt diese Wechselei nichts»,
«Genau das Richtige.»
Ralph Tschudin,
FC Lausen 72
«
«Vermehrt Junioren
mitnehmen.»
Giuseppe Oliva,
FC Möhlin/Riburg-ACLI
«
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...36
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